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Energetische Sanierung rückt in den Fokus

Die energetische Sanierung von Bestandsobjekten hilft beim Klimaschutz, wie Marcel Füser von der Wohnstätte Krefeld AG im Interview erklärt.

In den zurückliegenden zehn Jahren ist viel gebaut worden. Rund 600 neue Wohnungen hat die Wohnstätte Krefeld (WKR) in der Zeit von 2010 bis 2020 geschaffen, 235 Bestandswohnungen wurden modernisiert. In den kommenden Jahren rückt – Stichwort ist das „Klimaschutzprogramm 2030“ der Bundesregierung – die energetische Sanierung von Bestandsobjekten auch wieder mehr in den Fokus. Darüber sprachen wir mit Marcel Füser, Geschäftsbereichsleiter Technik/Neubau/Sanierung bei der WKR.

Herr Füser, was bedeutet „energetische Gebäudesanierung“?

Darunter verstehen wir eine ganze Reihe von möglichen baulichen und technischen Veränderungen und Ergänzungen, die – im Falle der Wohnstätte – aus älteren Bestandsgebäuden modernisierte, energiesparende Wohnhäuser machen.

Welche Maßnahmen zählen dazu?

Es gibt drei große Bereiche: Dämmung, Fenstertausch und Heizungswechsel. Die Dämmung des Dachs oder der obersten Geschossdecke ist von der Energieeinsparungsverordnung (EnEV) vorgeschrieben. Eine Dämmung der Kellerdecke ist dann ratsam, wenn der Keller unbeheizt genutzt wird. Bei der Außendämmung von Wänden kommen meist Dämmplatten aus nicht entflammbarer Mineralwolle (WDVS-Platten=Wärmedämm-Verbundsystem) zum Einsatz.
Neue, gedämmte Fassaden bedeuten meist auch neue Fenster, um eine funktionierende Außenhaut zu erstellen. Denn die Fenster sind „das schwächste Glied in der Kette“. Eine Mehrfach-Verglasung, die Kälte, Hitze und Lärm von außen fernhält und an kalten Tagen die Raumwärme drinnen hält, ist hierbei heute Standard.

Fehlt noch der dritte Part, die Heizung …

Richtig, denn die vorgenannten Maßnahmen, Dämmung und Fenstertausch, bringen 2 bis 20 Prozent Energieeinsparung, eine Heizungsmodernisierung hingegen 15 bis 30 Prozent. Gasbrennwerttechnik statt Ölheizung ist da nur eine Möglichkeit. Je nach Objekt, Anschlüssen und Machbarkeit sind Fernwärme, Blockheizkraftwerke (BHKW), Geothermie-Anlagen (Erdwärme) und Luft-Wärmepumpen weitere sehr nachhaltige Optionen, die wir als Wohnstätte auch nutzen, wo’s passt.

Es gibt Berechnungen, wonach eine energetische Sanierung mit sämtlichen genannten Maßnahmen bis zu 90 Prozent der vormals verbrauchten Energie und somit rund zehn Tonnen CO2 pro Jahr einsparen kann.

Das mag im perfekten Einzelfall möglich sein. Bei der Wohnstätte mit mehr als 8.900 Bestandswohnungen gehen wir die Sache anders an: Ziel einer jeden Sanierung ist, den Heizenergieverbrauch des Hauses zu verringern, um die Energiekosten zu reduzieren und weniger CO2 auszustoßen. Also wählen wir die jeweils effizienteste und wirtschaftlichste Lösung der technischen/baulichen Veränderung, bei der der Aufwand (Zeit, Kosten) den größtmöglichen, nachhaltigen Nutzen (Energie und Ressourcen sparen, Klima schonen) bringt. Wie groß der Effekt der energetischen Sanierung ist, hängt vom Baujahr und Zustand der Gebäude ab.

Ist es okay, ein saniertes Mehrparteienhaus mit einem fitgemachten Organismus zu vergleichen?

Ja, absolut. Sanierte Häuser bekommen dank Dämmung und neuer Fenster eine neue Hülle, die vor Kälte und Hitze schützt. Die kann aber nur funktionieren, wenn man sie, wie die eigene Haut und den eigenen Körper, pfleglich behandelt. Wer in einem mit neuen Fenstern sanierten Haus wohnt, muss noch mehr auf ein korrektes Lüftungsverhalten achten. Dichte Fenster lassen nicht nur nichts rein, sondern auch nichts raus. Der regelmäßige Austausch von feuchter Innenluft durch trockene Außenluft durch mehrfaches, kräftiges Stoßlüften wird somit noch wichtiger. Für unsere Mieter*innen bedeutet das vor allem während der Heizperiode: Regelmäßiges Stoßlüften und konstante Raumtemperaturen sind sehr wichtig. Sie sorgen für ein ausgewogenes, angenehmes Raumklima und vermeiden Schimmelbildung. Richtiges Lüften und Heizen spart auch Energie. So kann jede einzelne Mietpartei ihren Teil zu weniger CO2-Ausstoß und mehr Klimaschutz beitragen.

Fotos: WKR